von Lisa Mathofer

Mut, Leidenschaft und Spaß: "Denkbar" zu Finanzquellen für Kirchenarbeit

Mut haben, um Geld zu bitten. Konkrete Ideen gut präsentieren. Mit Spaß Geld geben. Rund 120 Haupt- und Ehrenamtliche im Bistum Essen haben bei der „Denkbar“ über alternative Finanzquellen für ihre Kirchenarbeit diskutiert.

Gespendet haben sie fast alle schon. Auch Birgit Sponheuer, Gerhardt Dittscheidt und Klaudia Wilde. „Vor drei Wochen hat sich ein Freund zum Geburtstag Spenden für ein Kinderhospiz gewünscht. Das fand ich gut, weil ich mit dem Thema etwas anfangen konnte“, sagt Wilde. Gerhardt Dittscheidt spendet regelmäßig für die Sternsinger, da gingen die Kinder gerne hin, das kenne man eben aus der Gemeinde. Birgit Sponheuer gibt ihr Geld für die Caritas. „Weil es eine Haustürkollekte ist, die Menschen kennt man persönlich. Und aus der Nummer kommt man halt auch nicht so leicht raus“, sagt sie und lacht.

 „Wir sind es gewohnt für die Armen zu betteln, aber nicht für uns“

Spendengewohnheiten, die Pfarrer Vincent Graw in seinem Vortrag zum Thema Fundraising und Drittmittelaquise bei der zehnten „Denkbar“ des Bistums Essen als stereotypisch einstuft: Für bedürftige Menschen in weit entfernten Regionen spenden die Menschen gerne, für die eigene Gemeinde sehr selten. Auch fehle der katholischen Kirche der Mut, für die eigenen Aktionen vor Ort um Spenden zu bitten. „Wir sind es gewohnt für die Armen zu betteln, aber nicht für uns“, sagt Graw, erklärt exemplarisch: „Bei besonderen Kollekten für Hilfswerke wirft man auch mal fünf Euro rein, bei der Sonntagskollekte landen dann nur 50 Cent im Klingelbeutel.“

Seit zwei Jahren ist er Pfarrer der Oberhausener Gemeinde Herz-Jesu, macht oft die Erfahrung: „Wir müssen die Leute darauf stoßen, dass wir irgendwie bedürftig sind.“ Aus eigener Initiative machte er eine Ausbildung zum Thema Fundraising, um in seiner Gemeinde nicht immer nur das Sparen zu fokussieren. Graw ist überzeugt: „Fundraising ist Friendraising. Wer Geld sammeln möchte, muss Beziehungsarbeit leisten, Kontakte zu Sponsoren und Spendern knüpfen, aus ihrer Sicht lernen.“

Die eigene Idee schnell und konkret rüberbringen, den Sponsor überzeugen

Diese Sicht des Großsponsors, der sein Geld in kirchliche Projekte investiert, präsentiert an diesem Denkbar-Abend Gregor Lipperheide – Vorstand der Düsseldorfer cocus-AG. Als Unternehmer spendet er regelmäßig. „Es ist wichtig, die eigene Idee schnell und konkret rüberzubringen, um den Sponsor zu überzeugen – direkt beim ersten Mal“, weiß er. „Die Zeiten, in denen gesagt wird ‚ist für die Kirche, für einen guten Zweck‘ - die sind vorbei.“

Sponsoring sei für ihn als Unternehmer eine echte Leidenschaft, müsse Spaß machen. Man müsse voll hinter den Projekten stehen, in die man sein Geld investiert, sich vor Ort ein Bild der finanziellen Notlage machen. Lipperheide ist überzeugt: „So können wir in der katholischen Kirche Zukunft gestalten, anstatt dabei zu helfen, Abschiede zu verzögern.“ Auch er fordert die Zuhörer des Abends auf, mutig zu sein, offen nach Spenden für ihre Kirchenprojekte zu fragen. „Ich mache mir Sorgen um unsere Gesellschaft - dass das Christsein vor die Hunde geht. Aber ich bin mir sicher, dass ich nicht der einzige Unternehmer bin, der etwas dagegen tun möchte.“

Finanzierungsideen für den neuen Kirchplatz oder zukunftsfähige Kirchenräume

Mut fassen, Ideen für die eigene Kirchenarbeit mitnehmen und mehr über gelungene Beispiele erfahren konnten die Besucher der Denkbar – einer Veranstaltungsreihe des Bistums, die bei jedem Termin eine andere aktuelle Frage in der Arbeit der Kirchengemeinden thematisiert – schließlich an insgesamt neun Infoständen, die im Saal des Altenessener Zentrums für Kooperation und Inklusion verteilt waren. Mitarbeiter des Bistums Essen, Bankangestellte oder Ehrenamtliche erklärten etwa, welche rechtlichen Hürden und Chancen es bei der Gründung eines Fördervereins gibt, wie spenden einfach und unkompliziert über Onlineplattformen gesammelt werden können oder warum es sinnvoll ist, im eigenen Stadtteil Netzwerke zu gründen.

Stefanie Holtermann steht an einem der Stände, informiert sich über den Innovationsfond des Bistums. Die 38-Jährige besucht zum ersten Mal einen Denkbar-Abend, ist Schatzmeisterin im neuen Förderverein ihrer Gemeinde in Witten. „Wir wollen unseren Kirchplatz umgestalten, ich möchte einfach mal schauen, welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt und wie Andere das so machen“, erzählt sie. „Offen über Geld zu sprechen, ist auch bei uns immer noch schwierig.“ Auch für Andrea Denno ist der Denkbar-Abend eine gute Chance, Ideen mitzunehmen, um die Kichenräume ihrer Gemeinde mit dem Pfarreientwicklungsprozess zukunftsfähig zu machen. Weit tragen muss sie diese nicht: Sie ist im Kirchenvorstand der Altenessener Gemeinde St. Johann Baptist - direkt nebenan.

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